Das vegetative oder auch autonome Nervensystem besteht aus zwei “Gegenspielern”, dem Sympathikus und dem Parasympathikus, welche beim Gesunden das Verhältnis von Anspannung und Entspannung so regeln, dass die Aktivierung der beiden Anteile im Organismus der aktuellen Situation angemessen ist. Üblicherweise überwiegt mal der eine, mal der andere Teil.
Die Geschwindigkeit des Herzschlags wird vom Nervensystem und damit vom Sympathikus und vom Parasympathikus reguliert. Mit Hilfe einer hochwertigen Technik lassen sich nun die Abstände der Herzschläge erfassen, und es kann erkannt werden, ob der Einfluss des Sympathikus oder des Parasympathikus in diesem Moment überwiegt und damit ein Ungleichgewicht des vegetativen Nervensystems vorliegt.
Bei Stress gerät dieses Gleichgewicht außer Kontrolle – je mehr der Mensch Phasen der Anspannung erlebt, desto stärker wird die Stressreaktion. Der Körper bleibt dann in einem Zustand der Daueranspannung. Durch die Daueraktivierung des vegetativen Nervensystems kann es im Verlauf zu innerer Unruhe, Herzrasen, Atembeschwerden, Schwitzen, Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit oder Schlafstörungen kommen, welche auch nach Wegfall der Gefahr nicht mehr abklingen.
Während der Sympathikus den aktivierungsfördernden Teil übernimmt, spielt der Parasympathikus eine aktivierungshemmende Rolle. Er ist in Ruhephasen, also auch im Schlaf aktiv. Er steuert dann Körperfunktionen, die die Erholung fördern und kümmert sich um die Körperfunktionen in Ruhe. Er aktiviert aber auch die Verdauung, stimuliert den Darmtrakt, Nahrung zu verarbeiten und Abfallprodukte zu beseitigen, und nebenbei sorgt er für Entspannung.
Menschen, die sich im Dauerstress befinden, haben einen schwachen Parasympathikus und können nicht abschalten und entspannen. Sie sind innerlich unruhig, ihr Herz schlägt aufgeregt und zeigt auch geringere Veränderungsmöglichkeiten. Der Herzschlag kann sich nicht mehr an die äußerlichen Stressfaktoren anpassen, er hat also eine geringere Variabilität.
Sympathikus und Parasympathikus wirken aber nicht immer entgegengesetzt; bei manchen Funktionen ergänzen sich die beiden Systeme auch.
Zusätzlich zu diesen beiden Anteilen des vegetativen Nervensystems gibt es das enterische Nervensystem, das eigens für den Verdauungstrakt zuständig ist und als ein eigenes Nervensystem des Darmes angesehen werden kann, jedoch vom ZNS beeinflusst wird.
Wie Sie im Alltag den Parasympathikus anregen können
Es gibt einiges, das wir im Alltag tun können, um den Parasympathikus zu stärken und das vegetative Nervensystem ins Gleichgewicht zu bringen:
- An erster Stelle sind langsame Sportarten wie Yoga, Tai Chi und QiGong zu nennen. Wenn die Übungen konsequent und richtig ausgeführt werden, wird der Erfolg sie schnell ins Schlummerland bringen. Das Abschalten wird langfristig einfacher.
- Auch sind autogenes Training und Meditation perfekt geeignet, um Spannungen zu lösen.
- Auch mit moderaten Ausdauereinheiten wie entspanntes Joggen, Walken oder Schwimmen können Sie die Aktivität des Parasympathikus anregen.
- Gehen Sie täglich an die frische Luft (für mind. 30 min) und versuchen Sie, viel Sonnenlicht zu bekommen, um ihrem Körper einen Frischekick zu verleihen.
- Vermeiden Sie im Zweifel actionreiche Sportarten, denn Spannung löst Adrenalin aus und aktiviert den Gegenspieler des parasympathischen Nervensystems, den Sympathikus. Dabei wollen wir den Parasympathikus aktivieren.
- Während Sie den Haushalt machen oder im Büro sitzen, können Sie zwischendurch mit einfachen Übungen den Parasympathikus aktivieren: Strecken Sie sich oder gähnen Sie und lachen Sie ganz bewusst.
- Zudem kann auch die nette Gesellschaft von sympathischen Menschen die Aktivität des Parasympathikus positiv beeinflussen.
- Gesunde und ausgewogene Ernährung: Wenn Sie sich ausgewogen ernähren, bleibt das Verhältnis zwischen der Parasympathikus- und Sympathikustätigkeit ausgeglichen. Allen voran wirken Obst und Gemüse sich sehr positiv auf unser vegetatives Nervensystem aus. Vermeiden Sie auch große Portionen, essen Sie dafür lieber mehrmals am Tag.
- Kräuter: Johanniskraut aktiviert das parasympathische Nervensystem, weil es die Stimmung aufhellt und Lebensfreude spendet. Andere Heilkräuter wie Baldrian, Lavendel und Melisse beruhigen das vegetative Nervensystem und bringt es wieder ins Gleichgewicht. In der Homöopathie gibt es außerdem Globulis, die das VNS stärken sollen. Lassen Sie sich hierzu von einem Heilpraktiker oder Apotheker beraten.
- Atmen Sie!
Führen Sie mind. 3 bis 4 x täglich je 2 bis 3 Minuten folgende Atemübung durch: Einatmen (bis 4 zählen), Ausatmen (bis 8 zählen), Atempause (bis 4 zählen). Dies unterstützt und stärkt den Parasympathikus, den wir als Anteil des vegetativen Nervensystems vor allem in der Nacht benötigen.