In der Pubertät verändert die biologische Uhr den Schlafrhythmus. Heranwachsende sind daher oft in der Schule müde und überfordern sich selbst, aber können gar nichts dafür. Mit Pubertätsbeginn im Alter zwischen zwölf und 14 Jahren verschiebt sich der Rhythmus der inneren Uhr. Bis zur Pubertät gehen Kinder meist früh schlafen, aber mit den letzten Schritten der körperlichen Reife wird der Schlafbeginn immer weiter in die Nacht verschoben. Erst im Alter von etwa 20 Jahren kehrt sich der Trend erneut um, und der Mensch hat das Bedürfnis, wieder früher schlafen zu gehen.
„Selbst wenn ich Dias zeige, dunkle ich den Raum nicht mehr ab“, sagt Lauren Boyle, Lehrerin an einer High School im US-Bundesstaat Massachusetts. „Denn wenn ich das tue, schläft mir ein Drittel der Klasse ein.“ Die Vorstellung reizt zum Schmunzeln, doch das permanente Schlafdefizit vieler Heranwachsender ist ein ernstes Problem. Nicht nur die Lernleistung lässt nach, es drohen auch Gesundheitsprobleme. Eltern sollten daher auf eine ausreichende Nachtruhe ihrer Kinder achten.
Daher haben Schulen in einigen US-Bundesstaaten Konsequenzen daraus gezogen, dass die biologische Uhr in Jugendlichen anders tickt. Sie lassen den Unterricht am Morgen eine Stunde oder sogar 90 Minuten später beginnen. Aufmerksamere Schüler und bessere Noten waren das Ergebnis. Forderungen nach einem späteren Schulbeginn erheben auch deutsche Wissenschaftler wie Christoph Randler, Professor an der Universität Leipzig. Er konnte nachweisen, dass Studenten, die trotz ihres jugendlichen Naturells früh zu Bett gingen, im statistischen Durchschnitt eine halbe Zensurnote besser waren, als Kommilitonen, die spät schlafen gingen.
„Morgenstund hat Gold im Mund“ trifft daher kaum auf Jugendliche zu!
Schon 2018 gab es Studien, dass fast jeder dritte Schüler unter Schlafstörungen leidet. Das hat sich mit der C-Pandemie eklatant verschlimmert. Wie eine Umfrage von Psychologen der Uni Salzburg (Manuel Schabus und sein Team vom Zentrum für Kognitive Neurowissenschaften der Universität Salzburg) zeigt, berichten bei den Sechs- bis 10-Jährigen mehr als doppelt so viele Kinder über Schlafstörungen (Anstieg von 14 auf 33 Prozent), bei den älteren Kindern und Jugendlichen rund 1,5 mal so viele (11- bis 14-Jährige: von 22 auf 36 Prozent; 15- bis 18-Jährige: von 28 auf 46 Prozent). Viele Kinder gehen deutlich später zu Bett und stehen später auf. Zudem ist ein Großteil der Befragten körperlich viel weniger aktiv als vor Corona und nutzt Smartphone, TV, Spielkonsole und Co viel häufiger.
„Die Smartphones rauben den Schülern den Schlaf“, betont Studienleiter Prof. Dr. Reiner Hanewinkel vom IFT Nord. „Unser Präventionsradar belegt eindeutig den Zusammenhang von Schlafmangel und langen Bildschirmzeiten. Um Gesundheitsproblemen vorzubeugen, brauchen wir wirksame Programme für einen bewussteren Umgang mit digitalen Medien.“
Viele Kinder und Jugendliche machen sich Sorgen oder haben Angst um sich, ihre Eltern und Großeltern. Dies kann sich in Einschlafproblemen, Albträumen oder anderen Schlafschwierigkeiten ausdrücken. Durch den veränderten Alltag kann sich auch der Tag-Schlaf-Rhythmus verändern. Wichtig ist für die Familien trotz der besonderen Situation doch einen regelmäßigen Rhythmus beizubehalten und auf ausreichend viel Schlaf zu achten. Aber auch die ausreichende Bewegung fehlt vielen Schülern, dies wurde in der C-Pandemie noch verschärft: Lockdown, Online-Unterricht, etc. – immer mehr leidet das körperliche und psychische Wohlbefinden unserer Kleinsten.
Bei den Jüngsten waren auch Albträume und daran anschließende Schwierigkeiten wieder einzuschlafen ein häufig genanntes Problem. Die Ältesten haben auch Probleme, zur gewünschten Zeit aufzustehen, und klagen über Tagesmüdigkeit. Über alle Altersgruppen hinweg bestehen die Schlafprobleme während der Pandemie bei rund der Hälfte (48 Prozent) bereits seit mehr als sechs Monaten.
Hier werden die Kindergehirne nachts einfach von den Dingen eingeholt, die sie tagsüber erlebt oder gesehen haben, ohne sie vielleicht vollständig verarbeitet zu haben. Die Unterscheidung zwischen Realität und Traum fällt gerade den Kleineren besonders schwer, daher sind die Eltern unbedingt als Orientierungshilfe gefragt. Machen Sie deutlich, dass das geträumte Geschehen nicht wirklich passiert ist, lassen Sie das Kind alles in Ruhe berichten – das hilft beim Verarbeiten.
Manchmal tritt auch Schlafwandeln auf: Die wenigsten kindlichen Schlafwandler tapsen wirklich durch die Wohnung. Oft sitzen sie einfach nur völlig aufrecht im Bett, sprechen manchmal auch. Gerade in der Tiefschlafphase ist dieses Phänomen zu beobachten. Man sollte das Kind hier jedoch nicht energisch wachrütteln, sondern ihm einfach wieder behutsam in eine bequeme Schlafposition zurückhelfen. Bei regelmäßigen „Spaziergängen“ müssen allerdings gewisse Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden: Offene Fenster und Haustüren bergen hier Gefahr. Ein Glöckchen an der Kinderzimmertür hilft ebenfalls als „Alarmanlage“.
Was kann man Kindern und Jugendlichen bei Schlafstörungen empfehlen?
Treten die genannten Anzeichen nur gelegentlich auf, besteht kein Grund zur Besorgnis. Erst, wenn sie sich häufen oder sehr störend wirken, empfiehlt sich der Gang zum Arzt. Er wird eventuell auf Epilepsie hin testen, gegebenenfalls einen Schlafmediziner oder Psychologen zu Rate ziehen. Bei Kindern reichen oft schon kleinste Konflikte oder Veränderungen, um Schlafstörungen hervorzurufen. Eine ruhige, angenehme Einschlafsituation sowie das einfühlsame Verständnis der Eltern beheben das Problem oft ganz ohne ärztliche Hilfe.
Entspannungstechniken für Kinder und Jugendliche
Stress und Belastungen können zu Anspannungen führen. Daher ist das Erlernen einer Entspannungstechnik zur Überwindung von Stresszeiten sinnvoll. Während für junge Kinder eine Entspannung eher durch Kindermassage oder ähnliches stattfinden kann, ist für die älteren Kinder und Jugendliche die progressive Muskelrelaxation eine Möglichkeit. Hierbei wechseln sich Anspannung und Entspannung ab (3:10). Anleitungen für Kinder und Jugendliche finden sich auch im Netz.