Die Wurzel aller Gesundheit liegt im Gehirn, ihr Stamm in den Gefühlen. Ihre Zweige und Blätter sind der Körper. Der Baum der Gesundheit erblüht, wenn alle Teile zusammenarbeiteten. (Kurdisches Sprichwort)
Reden wir einmal von den Genen und ob und wie wir sie beeinflussen können!
Unser Körper ist im Grunde einfach nur der Träger von Genen. Sie sind unser Bauplan, aber wir können sie mit unserem Handeln und unserer Ernährung maßgeblich beeinflussen, wir haben also einen gewissen genetischen Spielraum. Unsere genetischen Zutaten sind ein bißchen „heilig“, aber es ist wichtig zu wissen, dass wir sie auch positiv beeinflussen können, wenn wir sie optimal nutzen. Zwar müssen wir die Vorgeschichte und das Erbe der Menschheit akzeptieren – und die Evolution ist kompliziert und chaotisch. Doch können wir mit einer guten Portion Kreativität und Entschlossenheit, kombiniert mit dem Wissen über unsere genetische Geschichte, unserem Erbgut die Möglichkeit geben, unsere Gesundheit und unser Glück zu gestalten.
Die Forschung über diese Zusammenhänge nennt sich Epigenetik. Sie beschäftigt sich damit, wie Gene durch bestimmte Faktoren an- und ausgeschaltet werden können, ohne dass sich dadurch der genetische Code selbst ändert. Sie ist also die Genetik außerhalb des Genoms und die Möglichkeit, flexibel auf Umweltreize zu reagieren.
Die Evolution unserer Gesundheit beruht auf einem Zusammenspiel von Genen, Umwelt und unserem eigenen Verhalten.
Bewegung und Sport kann unser Erbgut verändern – genauer gesagt, jene molekularen Markierungen, die Gene steuern. Durch verschiedene Forschungsuntersuchungen konnte herausgefunden werden, dass sich bei sportlich aktiven Menschen das Erbgut wesentlich von den unsportlichen unterschied, z.B. in den Gensequenzen für den Muskelaufbau, bei der Energiegewinnung und dem Schutz vor freien Radikalen.
Bei der Zwillingsforschung wurde folgendes festgestellt: Trotz des identischen Erbgutes, unterschied sich der epigenetische Code erheblich. Das lässt sich auf den Umstand zurückführen, dass die epigenetischen Veränderungen durch unsere Lebensgewohnheiten und die Umwelteinflüsse zustande kommen.
Finnische Forscher entdeckten in den Immunzellen von Menschen mit Schichtarbeitersyndrom typische Veränderungen des epigenetischen Musters. Mit einer Analyse dieser nebengenetischen Markierungen können sie die Entwicklung der Schlafstörung erstaunlich gut beobachten. Dieses Schichtarbeitersyndrom ist vor allem eine Störung des Schlafrhythmus, die meist von langfristiger, wechselnder Schichtarbeit ausgelöst wird und zu chronischem Schlafmangel führt. Und sie haben eine gute Nachricht: Schon zwei Wochen Ausschlafen im gesunden Rhythmus können die Epigenetik mancher Betroffenen normalisieren.
Einen großen Einfluss auf unser Epigenom hat daher unser persönlicher Lebensstil: Erziehung, psychische oder körperliche Belastungen, Klima, Gefühle, Traumata, Ernährung, Bewegung, Stress – all diese Faktoren haben einen Einfluss auf die epigenetischen Prozesse bzw. auf die Wirkung unserer Gene.
Gerade ein gesunder Lebensstil mit viel Bewegung kann also nicht nur präventiv unsere generelle Gesundheit schützen, sondern auch positive Effekte auf unser Erbgut erzeugen.
So reichen sogar schon wenige Wochen einer speziellen Ernährung mit viel Schlaf und Bewegung aus, um uns genetisch zu verjüngen. Eine gesunde Lebensweise kann, wie eine Pilotstudie (Fitzgerald et al.) zeigte, das epigenetische Alter dadurch in 8 Wochen um gut 3 Jahre verringern.